Universität Luxemburg
Konzeption eines digitalen Bildungsspiels über die Migration der Luxemburger in die Vereinigten Staaten im 19. Jahrhundert. Marie-Paule Jungblut von der Universität Luxemburg erklärt uns dieses Projekt.

@Université du Luxembourg
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Aktionsbereich Erinnerungskultur und Kulturerbe
Das Projekt
Bei Gesprächen mit jungen Menschen habe ich festgestellt, dass sie über beträchtliches Wissen über die Vergangenheit verfügen. Allerdings beruht dieses Wissen nicht auf schulischem Lernen, sondern eher auf Unterhaltungsspielen. Gespräche mit Lehrer*innen haben mir gezeigt, dass viele von ihnen die Notwendigkeit sehen, ihre Herangehensweise im Geschichtsunterricht zu ändern, um das Interesse der Jugendlichen an der Vergangenheit zu wecken. Allerdings haben sie von einem Mangel an geeigneten Werkzeugen berichtet, um dies zu erreichen.
Mit dem Projekt "Migrants' Chronicles 1892" möchten wir diese Situation beheben, indem wir ein digitales Bildungsspiel über die Migration der Luxemburger in die USA im 19. Jahrhundert entwickeln. Bestimmt für den Einsatz in Schulen und Museen, hat das Spiel zum Ziel, das Gedächtnis der luxemburgischen Auswanderung an Jugendliche im Alter von 11 bis 13 Jahren zu vermitteln und ihnen zu helfen, Empathie für die Situation der heutigen Migrant*innen zu entwickeln. Das Spielmodell ist nicht festgelegt, sondern kann an eine Vielzahl von Inhalten zu anderen historischen und zeitgenössischen Migrationswellen angepasst werden.

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Die Umsetzung
Internationale Studien haben gezeigt, dass das Spielen mit einer Reihe von kognitiven, Verhaltens-, emotionalen und motivationsbezogenen Effekten und Ergebnissen verbunden ist. Allerdings zeigte sich die klassische akademische Welt in Luxemburg zögerlich, die Forschung im Bereich der digitalen Spiele als "echte" wissenschaftliche Forschung anzuerkennen.
Um die luxemburgische Wissenschaftsgemeinschaft in diesem Bereich einzuführen, haben wir im Dezember 2021 einen Studientag an der Universität Luxemburg organisiert, bei dem unsere Partner vom Cologne Game Lab und vom Carleton College ihre Forschungsprojekte vorgestellt und sich mit luxemburgischen Forschern ausgetauscht haben.
Fortschritt entsteht aus Neugier, Offenheit und Mut.
Marie-Paule Jungblut Universität Luxemburg
Zusammen mit unseren wissenschaftlichen Partner*innen, dem Cologne Game Lab der Technischen Hochschule Köln und der Abteilung für Digitale Geisteswissenschaften des Carleton College in Northfield, USA, haben wir einen 15-minütigen Prototyp des Spiels erstellt.
Am 1. März 2022 präsentierte meine Kollegin Mélanie Jung im Rahmen des EdTech Events im House of Startups diesen Prototypen vor Kolleg*innen und Bildungsprofis und gewann den Preis für die beste Präsentation. Diese Auszeichnung gibt uns das Vertrauen, dass unser Spiel einem echten Bedürfnis der Lehrer*innen gerecht werden kann.

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Ziel
Dieses Spiel ermöglicht es den Schüler und Schülerinnen, ihr eigenes Lernen aktiv zu übernehmen und kann auch in einer multidisziplinären Bildung verwendet werden. Die positiven Reaktionen auf den Prototyp unseres Spiels bestätigen, dass die Verwendung von Spieltechnologie im Bildungsbereich ein vielversprechender Weg ist, um den Geschichtsunterricht wiederzubeleben.
Bei der Erforschung von Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen jungen Geisteswissenschaftler*innen und jungen Spieleentwickler*innen kann das Projekt zukünftigen Lehrern und Lehrerinnen den Weg aufzeigen, wie sie die Technologie von Spielen zur Wissensvermittlung nutzen können.
Screenshot des Spiels "Migrants' Chronicles"
Aber vor allem zielt dieses Projekt darauf ab, das Lehren von Empathie zu unterstützen, was zu einem Schlüsselbegriff in der pädagogischen Diskussion geworden ist.
Das ultimative Ziel des Geschichtsunterrichts sollte die Entwicklung eines kritischen historischen Bewusstseins sein. Um dorthin zu gelangen, müssen wir ausgetretene Pfade verlassen. Wir dürfen das Lernen von Geschichte nicht mehr als Reproduktion standardisierter Werte betrachten, sondern wir müssen den jungen Menschen die Möglichkeit geben, auf Geschichte zu reagieren, um zu erkennen, dass es viele mögliche Reaktionen gibt. Anstatt den Jugendlichen vorgefertigte Antworten zu geben, müssen wir sie dazu bringen, kritische Fragen zu stellen.
Fortschritt entsteht aus Neugier, Offenheit und Mut. Ich wünsche mir, dass konventionelle Institutionen offen für unkonventionelle Projekte sind.

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